3-Kanal-Videoinstallation (Deutsch, Englisch, Spanisch, á 4:04), angeeignetes und verändertes Filmplakat, Nachdruck einer Postkarte von 1860 (zeigt die Erscheinung der Frau von Guadalupe vor Maximilian und Charlotte, dem Kaiser und die Kaiserin von Mexiko)
2011
Für die Installation wurde ein Ausschnitt aus dem mexikanischen Film „El signo de la muerte“ (1939, Chano Urueta) in Deutsch, Spanisch und Englisch neuvertont und durch ein anderes Szenenende verändert. Der Ausschnitt zeigt eine Parodie über das Kaiserpaar von Mexiko (1864-67), Maximilian und Charlotte, die von den Komödianten Mario Moreno –Cantinflas– und Manuel Medel gespielt werden.
Laut geschichtlichen Überlieferungen nahm Maximilian I. die Aussagen des französischen Kaisers Napoleon III., dass sich das mexikanische Volk nichts mehr wünsche als einen Habsburger als Kaiser, für bare Münze. Zudem wusste er angeblich auch nicht, dass Benito Juárez schon längst als Präsident ausgerufen worden war. War es Herrscherwille, Naivität, Eitelkeit oder einfach Ignoranz die Kaiserkronen anzunehmen? Dieser Fragen werden wir nicht mehr auf die Spur gehen können, aber Cantinflas und Medel zeigen in ihrer Parodie ein Paar, das nur sich selbst zugewandt ist und machen sich dabei vor allem mit dem Einsatz der Sprache über sie lustig.
Für die Installation wurde die Parodie von dem mexikanischen Schauspieler Hector Davila Cabrera in der Rolle von Cantinflas/Charlotte und mir in der Rolle von Maximilian in Spanisch, Deutsch und Englisch neu vertont: In Spanisch, wo mein Akzent und meine Unsicherheiten in der Sprache hörbar sind; in Deutsch, eine Sprache, die Hector Davila Cabrera nicht beherrscht und daher die Übersetzung nur präzise nachsprechen kann, und in Englisch, der globalen Verkehrssprache, derer wir auch nur bedingt mächtig sind, aber derer wir uns beide ständig bedienen (müssen/können/dürfen). Die Sprachen stehen somit nicht einzeln für sich, sondern in einer Konstellation zueinander. Diese ist durch das Verhältnis zwischen Übersetzbarkeit und Unübersetzbarkeit bzw. Sagbarkeit und Unsagbarkeit gekennzeichnet. Eines der Markenzeichen von Cantinflas war seine Art, sich zu verhaspeln, auf diese Weise seinem Gegenüber das Wort im Mund zu verdrehen und Wortspiele zu schaffen. Das von mir entwickelte Szenenende präsentiert Cantinflas dieses Wordspiel – den Akt zu cantinflear – als revolutionäre Kraft…
Die Installation beschäftigt sich mit der Macht der Sprache und mit Unübersetzbarkeit, die Grenzen und Störungen sprachlicher, medialer und kultureller Übertragungsprozesse beinhaltet. Die bewusste Gegenüberstellung von geschlechtsspezifischen Stimmen und speziellen Akzente mit Bilder von Schauspielern in Drag kreiert eine Klanglandschaft mit mehreren Resonanzarten: rhetorischen, musikalischen und komischen.
Download Dramatis Personae (pdf)
Die Installation war Teil der Ausstellung „ABOUT TRANSLATION“ (Nina Höchtl & Anila Rubiku, 2011) kuratiert von Karin Pernegger und Dagmar Höss, Galerie IG BILDENDE KUNST/Wien (A) und „INQUIRY TOWARDS THE PRACTICE OF SECULAR MAGIC“ kuratiert von LA Filmforum, pixel (+) frequency, Los Angeles (USA).