Photo: Lisa Rastl
Das Sekretariat für Geister, Archivpolitiken und Lücken versammelte im Rahmen der Ausstellung UNHEIMLICHE MATERIALIEN. GRÜNDUNGSMOMENTE DER KUNSTERZIEHUNG, kuratiert von Elke Krasny und Barbara Mahlknecht, Archivmaterialien aus zwei sehr unterschiedlichen Archiven – aus dem Archiv der Vereinigung der bildenden Künstlerinnen Österreichs und dem Universitätsarchiv der Akademie der bildenden Künste Wien – auf einem Tisch mit Thonet Sesseln aus dem Bestand der VBKÖ.
Ausgehend vom Jahr 1941, stellte die Installation normative, lineare historische Narrationen in Frage und lenkt die Aufmerksamkeit auf Spuren von Nationalsozialismus und Kolonialismus in beiden Archiven.
Die Materialien aus den Archiven – Reproduktionen von Dokumenten wie Protokollen, Korrespondenzen, Teilnehmer*innenlisten und Zeitungsausschnitte, sowie Kunstwerken und Katalogen – waren der Ausgangspunkt für einen Workshop, der während der Ausstellung stattfand. Auf diese Art wurden der Ort der Archive und ihre Materialien – ihre zeitlichen und räumlichen Positionen, sowie ihre Formen – in Frage gestellt und der Prozess der Archivierung könnte sich so in seine eigene Art der Performance wandeln.
Photo: Julia Wieger
Di 5. 4. 2016, 13.30–17.30, x hibit
In heimgesuchten Archiven: (post-)nationalsozialistische Zeiten, dekoloniale Zukünfte
Workshop mit Sekretariat für Geister, Archivpolitiken und Lücken (Nina Höchtl und Julia Wieger) (Englisch)
Wir adressierten das Archiv als Medium, um seine Im/Materialität zu untersuchen. Die Teilnehmer_innen des Workshops wurden eingeladen, Materialien aus zwei sehr unterschiedlichen Archiven danach zu befragen, wie Nationalsozialismus, Kolonialismus und (De-)Kolonialität in ihnen vorkommen: das Archiv der Vereinigung der bildenden Künstlerinnen Österreichs (VBKÖ) und das Universitätsarchiv der Akademie der bildenden Künste Wien, die beide von Nationalsozialismus und Kolonialität heimgesucht sind. In diesen Archiven befinden sich Dokumente, die NS-Verstrickungen und Kolonialität bezeugen und gleichzeitig Auslassungen zeigen, die es notwendig machen, ihre Lücken zu lesen.
Im Workshop sind wir unter anderem folgenden Fragen nachgegangen: Wie wollen wir mit Archivmaterialien umgehen, um Konstellationen zwischen Nationalsozialismus, Kolonialismus und Kolonialität zu untersuchen? Könnte die Analyse dieser Konstellationen dazu dienen, mögliche Formen dekolonialer Zukünfte auszumachen? Was können queere, feministische und postkoloniale Praxen und Theorien, kombiniert mit dekolonialen Auseinandersetzungen, der Forschung im Archiv beibringen? Wie könnte bildende Kunst zur Dekolonialität von Archiven beitragen? Wie könnte (De-)Kolonialität den Sinn und die Methode von vergleichender Forschung und Archivpolitiken hinterfragen?