Intervention PENACHO VS PENACHO in einem regulären Lucha Libre (Wrestling) Programm in Mexiko Stadt
Installation: Maske, Text, Comic, Ankündigungsposter, Themensong: SUPERDEVOLUCIÓN COPILLI QUETZALLI LUCHA, LUCHA / SUPERRÜCKGABE COPILLI QUETZALLI (Nahuatl für Penacho) kämpfe, kämpfe (5:22), Videos: PENACHO VS PENACHO (16:58), Fernsehausschnitte (03:38)
2011
Indem ich den Wrestlingcharacter SUPERDEVOLUCIÓN COPILLI QUETZALLI entwickelte und bewarb (Presse, Interviews, Comic), einen Song schrieb, und das Match PENACHO VS PENACHO inszenierte, intervenierte ich in einem regulären lucha libre Programm in einer Arena im Norden von Mexiko Stadt, um so mit einem umkämpften indigenen Objekt aus Mexiko, dem sogenannten Penacho de Moctezuma, das Teil des Weltmuseums in Wien (Österreich) ist, zu wresteln.
In den letzten Jahrzehnten haben viele Länder die Rückgabe wichtiger kultureller Artefakte in ihre Ursprungsgegend gefordert. Eine große Anzahl von Kunst- und Kulturgütern, unter ihnen der Penacho der Moctezuma, haben eine lange, bewegte und widersprüchliche Geschichte. Da die meisten dieser Güter nun unter die genaue Analyse postkolonialen Bewusstseins fallen –ihre Standorte außerhalb ihrer „Herkunftsländer“ in sich problematisch sind– sieht sich auch der Penacho mit unterschiedlichen Diskussionen, Interpretationen und Rückgabeforderungen konfrontiert. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts ist der Penacho, der einem der letzten Mexica Oberhäupte Moctezuma Xocoyotzin (c. 1466 – 1520) zugeschrieben wird, Teil der Sammlung des Weltmuseums in Wien. Eine Reproduktion des Penacho ist seit 1958 im Nationalen Museum der Anthropologie in Mexiko Stadt zu sehen.
Die „Rechte“ auf Eigentum und die Ansprüche auf Restitution sind ungeklärt. Zudem befasst Restitution nicht nur Objekte oder Landstriche, da auch Emotionen, Gedanken und Glaube Teil des kulturellen Erbes sind. Die Diskrepanz der Bedeutung dieser Objekte zwischen denjenigen, die sie derzeit besitzen, und ihren Kläger*innen werfen einen dauerhaften Schatten auf die zeitgenössischen (neo-)kolonialen Diskurse. Das Artefakt –einmal verlagert– ist in einem Zwischenraum gefangen, niemals ganz dem jeweiligen Land, dass es beherbergt, noch dem Ort, aus dem es stammt, angehörend.
Am 19. März 2011 kämpften in der Arena López Mateos (Tlalnepantla) der Wrestler SUPERDEVOLUCIÓN COPILLI QUETZALLI, dessen Rolle ich entwickelte, und der Wrestler CRAZY BOY, der seit Jahren in seiner Rolle für die mexikanische Stärke/Macht kämpft, in der Lucha PENACHO VS PENACHO um den Penacho. CRAZY BOY gewann dieses lucha, SUPER DEVOLCUCIÓN COPILLI QUETZALLI versprach jedoch Revenge.
Das Projekt EL LEGADO TRANSCULTURAL/DAS TRANSKULTURELLE VERMÄCHTNIS versucht den Penacho de Moctezuma in Frage zu stellen, die Diskurse rund um ihn und seine komplizierten, differenzierten, changierenden Machtverhältnisse in Bewegung zu versetzen.
EL LEGADO TRANSCULTURAL (TEXT in Spanisch in TIERRA ADENTRO)
Konzept, Idee, Schnitt, Design (Maske, Outfit), Comic: Nina Hoechtl
Luchadores: Crazy Boy, Superdevolución Copilli Quetzalli
Kameras: Elena Pardo, Carla Pataky, Cristina Velasco
Fotografien: Eduardo Thomas
Themensong: Musik: Haydeé Jimenez, Collage aus Statements über den Penacho de Moctezuma zusammengestellt von Nina Hoechtl
Im November/Dezember 2011 wurden Foto- und Textarbeiten zum Projekt im Kultur- und Kunstmagazin TIERRA ADENTRO in Mexiko präsentiert.
Die Installation war Teil der Ausstellungen “La Quebradora – Lucha Libre in Contemporary Mexican Art“ kuratiert von Amy Pederson, im Mission Cultural Center for Latino Arts, San Francisco; “All Work No Play“ kuratiert von Adriana Marques und Eva Martischnig at the ACF London (2012) und „eine arbeit, die das was sie reflektiert, nicht los wird“ im Kunstpavillon Innsbruck und in der Kunstraum Exnergasse (2011).